Kinderbetreuung in Waldthurn wird zukunftsfähig gemacht - Umsetzung kein "bequemer Weg" und keine "Unverfrorenheit"

Waldthurn. Keineswegs "bequem", wie es der frühere Bürgermeister Franz Bergler in seinem Leserbrief in der Tageszeitung "Der Neue Tag" vom 28. April 2012 unterstellt, hat sich der Marktgemeinderat die Entscheidung zur Entwicklung einer bildungs- und demographiegerechten Kinderbetreuung in Waldthurn gemacht. In der Sitzung des Marktrates am 29. Januar 2009 befasste sich das Gremium im Rahmen des Konjunkturprogramms II der Bundesregierung erstmals intensiver mit Möglichkeiten zur künftiger Nutzung öffentlicher Gebäude. Die Gemeindeverwaltung und Bürgermeister Josef Beimler haben dazu alternative Nutzungskonzepte gemeindlicher Gebäude entwickelt, wobei vor dem Hintergrund von aufkommenden Überlegungen zum Bau eines neuen Pfarrheims dem Gremium der Erhalt des kulturhistorisch bedeutenden Lobkowitz-Schlosses, das jetzt als Pfarrheim genutzt wird, ein wichtiges Anliegen war.

    
Die Grundschule vor (links) und nach der Sanierung: hier entsteht das Waldthurner Kinderbildungszentrum

Das Projekt darf also nicht allein nur auf die Betrachtung der künftigen Verwendung der Kinderbildungseinrichtungen reduziert werden. Die als Zukunftsprojekt "Waldthurn 2020" bezeichnete Agenda hat einen viel umfassenderen Ansatz, der nach intensiv geführten Diskussionen im Gremium und in den Fraktionen mit deutlicher Mehrheit im Marktrat gewählt wurde (siehe nachfolgenden Tabelle mit Darstellung der kalkulierten Kosten).

Das dargestellte Konzept fand die einhellige Zustimmung der Regierung der Oberpfalz, eine großzügige Förderung ist zugesagt worden. Auch die Diözese Regensburg trägt das Vorhaben mit, über entsprechende Verträge wird insbesondere das Miteinander im künftigen Pfarr- und Gemeindezentrum am Lobkowitz-Schloss einvernehmlich geregelt. Darüber hinaus behält die Kirchenstiftung die Trägerschaft der Kindertagesstätte, zu der noch eine Kinderkrippe hinzu kommt. Vor allem im Interesse der Kinder ist es das Projekt wert, verwirklicht zu werden. Die Mandatsträger haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, der eingeschlagene Weg für das Zukunftsprojekt ist keineswegs "bequem", wie der Leserbriefschreiber suggeriert. Nur die finanziellen Risiken zu sehen, die aufgrund der zugesagten Fördermittel kalkulierbar und überschaubar sind, und deshalb zukunftsträchtige Entwicklungen zu behindern, wäre keine nachhaltige Politik. Der Marktrat hat mit seiner breiten Mehrheitsentscheidung für das Zukunftsprojekt "Waldthurn 2020" nicht eine "Unverfrorenheit" (siehe zitierter Leserbrief) an den Tag gelegt, sondern vielmehr "Mut und Verantwortung bewiesen" (Zitat Bürgermeister Josef Beimler).

Zukunftsprojekt
"Waldthurn 2020"
mit Investitionskosten
 

kalkulierte Kosten

erwartete Zuwendungen

erwarteter Aufwand für Marktgemeinde

Die Vorteile der gewählten Lösung liegen auf der Hand:

Vorteile für Kinder

  • sie können vom Krabbelalter bis zu 11 Jahren unter einem Dach verbringen

  • keine Umgewöhnungsphase von Kindergarten zur Schule durch notwendigen Gebäudewechsel

  • kennen lernen der Schulkinder durch die Kindergartenkinder erfolgt ganz automatisch und harmonisch

  • keine besonderen Exkursionen vom Kindergarten zur Schule notwendig

  • ideale Möglichkeiten zur Mittagsbetreuung für alle Kinder, keine Wege vom Kindergarten zur Schule und umgekehrt erforderlich (Wege durch den Markt mit nicht unerheblichen Gefährdungen auf der Straße)

  • sanierte Turnhalle kann optimal genutzt werden (für lange "Leerzeiten" eigentlich zu schade)

  • Zusatzräume für Basteln, Werken und Handarbeit im Schul- und Turnhallengebäude vorhanden

  • große Frei- und Spielflächen: Rasenplatz, Allwetterplatz (Verkehrserziehung), Laufbahn

  • insgesamt beste Voraussetzungen für Ganztags- und Hausaufgabenbetreuung

Vorteile für Eltern

  • weit bessere Parkmöglichkeiten zum Bringen und Abholen der Kinder am Schulgebäude

  • die Vohenstraußer Straße muss also nicht zwei- oder dreimal am Tag behindert werden

  • Eltern von Kindergarten- und Schulkindern haben die Möglichkeit, zeit- und ortsnäher sowohl mit Lehrern als auch mit dem Kindergartenpersonal zu sprechen

  • verbesserte Möglichkeiten zur Ganztagsbetreuung entlasten die Eltern

Vorteile für kirchliche und politische Gemeinde

  • sinnvolle Nutzung des Schulgebäudes auch bei sinkenden Kinderzahlen

  • eventuell sogar die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz für die Mittags- oder Nachmittagsbetreuung der Kinder zu schaffen

  • bei fehlender räumlicher Trennung von Schule und Rathaus (eine Unterbringung von Schule und Rathaus im jetzigen Schulgebäude wird im Leserbrief vorgeschlagen):
    - Kombination von Schule und Gemeindeverwaltung mit Parteiverkehr usw. nicht besonders sinnvoll und wünschenswert
    - Erschwerung der Kontrolle von schulfremden Personen im Schulbereich

  • Verwaltung kann im jetzigen Kindergartenareal für sich alleine funktionell untergebracht werden und effektiv arbeiten

  • Zusammenarbeit von politischer und kirchlicher Gemeinde fördert das gegenseitige Miteinander

  • durch Einbindung des jetzigen Pfarrheims in die Gesamtnutzung bessere Chancen zur Erhaltung des historischen Gebäudes Lobkowitz-Schlosses (das auch für den den Leserbrief-Schreiber ein Herzens-Anliegen sein dürfte)

  • Schaffung einer Freifläche nach Abriss des jetzigen Rathauses (Nutzung z. B. als Parkmöglichkeit für Kirch- und Friedhofsbesucher)

Energetische Sanierung der Turnhalle

450.000,00 €

357.100,00 €

92.900,00 €

bedarfsgerechter Rückbau der Schule mit Sanierung des Restgebäudes

1.015.000,00 €

500.000,00 €

515.000,00 €

Bau einer zweigruppigen Kindertagesstätte

617.310,00 €

308.655,00 €

308.655,00 €

Bau einer eingruppigen Kinderkrippe

307.066,00 €

305.600,00 €

1.466,00 €

Sanierung des Lobkowitz-Schlosses

1.000.000,00 €

500.000,00 €

500.000,00 €

Umnutzung des jetzigen Kindergartens zum neuen Rathaus

100.000,00 €

0,00 €

100.000,00 €

Abbruch des alten Rathauses und Ausweisung von Parkflächen

100.000,00 €

60.000,00 €

40.000,00 €

Dorferneuerung in Waldthurn
(2010 - 2020)

2.000.000,00 €

1.000.000,00 €

1.000.000,00 €

 

Das jetzige Pfarrheim im sanierungsbedürftigen Lobkowitz-Schloss.

Erste Pläne für das künftige Pfarr- und Gemeindezentrum Waldthurn.

Dieser Teil der Schule soll der neuen Kindertagesstätte (mit Krippe) weichen.

Die Pläne für die neue KiTa und die Kinderkrippe.

Einige Bilder und Planskizzen zum Zukunftsprojekt "Waldthurn 2020"

Weitere Informationen

Kommentar zum Leserbrief des früheren Bürgermeisters Franz Bergler:

Aus pädagogischer Sicht ist eine Kinderbetreuungs- und -bildungseinrichtung mit Kinderkrippe, Kindergarten und Grundschule in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander sinnvoller als die jetzige Situation. Der Umbau des verbliebenen Teils des Schulhauses zu einem Verwaltungsgebäude ist viel aufwändiger wie die Umgestaltung der jetzigen Kindertagesstätte zum neuen Rathaus, von einem Neubau ganz zu schweigen. Und schließlich wird mit dem auf dem Weg gebrachten Projekt genau das erfüllt, was dem früheren Bürgermeister Franz Bergler so auf dem Herzen liegt: die Erhaltung und die nachhaltige Nutzung eines Altbaus und historischen Gebäudes, des Lobkowitz-Schlosses. Die damaligen Fördergelder wurden mitnichten zum Fenster hinausgeworfen, der jetzige Kindergarten kann weiterhin als öffentliches Gebäude genutzt werden. Anzumerken wäre noch, dass es in den Jahren, wo Franz Bergler noch als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde lenkte, für einen Neubau eines Rathauses hohe Fördermittel gegeben hätte. Die Chance wurde nicht genutzt. Aktuell gibt es für den Neubau eines Rathauses keinen Cent. Beim Betrieb der jetzigen Kindertagesstätte gab es in der Tat fast nie ein Problem. Und das wir auch weiterhin so bleiben, wenn die Kirche in bewährter Weise die Trägerschaft für den neuen Kindergarten und für die Kinderkrippe beibehält.

Dr. Johannes Weig
Sprecher der CSU-Fraktion im Marktgemeinderat