Waldthurn. Zu einer Informationsveranstaltung über die wichtigsten Zukunftsmaßnahmen in der Marktgemeinde hatte Bürgermeister Josef Beimler die Mitglieder des Lenkungsausschusses und interessierte Bürger im Sitzungssaal des Rathauses eingeladen. Das als „Zukunftsprojekt Waldthurn 2020“ bezeichnete Konzept wurde mittels Multimedia-Präsentation vom Gemeindeoberhaupt und dem Architekten Rudi Meißner erläutert. Für die umfassenden Maßnahmen an den gemeindlichen Liegenschaften würden zusammen mit der bevorstehenden Dorferneuerung in den nächsten 10 Jahren rund 5 Millionen Euro investiert, wovon der größere Teil dieser Summe über Zuschüsse und Zuwendungen gedeckt werden könne.
Bürgermeister
Josef Beimler skizzierte ausführlich den Werdegang des vorgestellten
Konzeptes.
Die Diskussionen zur künftigen Nutzung von Liegenschaften in
der Gemeinde (Schulgebäude mit Turnhalle, Rathaus, Kindergarten,
Lobkowitz-Schloss) hätten im Januar 2009 begonnen, nachdem die
Bundesregierung das Konjunkturpaket II beschlossen hatte. Dieses sah
erhebliche Förderungen vor allem für Bildungseinrichtungen (Schule,
Kindergarten) vor. Nach intensiven Diskussionen im Gemeinderat sei von
insgesamt fünf Varianten das jetzt auf den Weg gebrachte Konzept zur
Förderung bei der Regierung eingereicht werden. Dieses Konzept sehe eine
umfassende Neuorientierung der Kinderbildungseinrichtungen im Bereich der
jetzigen Schule und die Errichtung eines gemeinsam zu nutzendes Pfarr- und
Gemeindezentrum im Bereich des sanierungsbedürftigen Lobkowitz-Schlosses
vor.
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Im einzelnen werde das jetzige Schulgebäude dem Bedarf entsprechend rückgebaut und die Kindertagesstätte, die eine zusätzliche Kinderkrippe erhalten soll, neben das sanierte Restschulgebäude als Kinderbildungszentrum neu errichtet. In die bisherige Kindertagesstätte würde die Gemeindeverwaltung einziehen, wobei das benachbarte Lobkowitz-Schloss, das als Pfarrheim erhalten werden solle, in die gemeindliche Nutzung mit einbezogen werden könnte. Das jetzige Rathaus, das wirtschaftlich nicht mehr vernünftig saniert werden könne, würde abgerissen. Der frei werdende Platz könnte im Rahmen der Dorferneuerung als zusätzliche Parkfläche insbesondere für die Kirchbesucher genutzt werden.
Das Projekt sei nun im Rahmen des Konjunkturpaketes II nicht berücksichtigt worden, allerdings wäre wegen der zukunftsweisenden Konzeption eine Unterstützung aus anderen Fördertöpfen von der Regierung in Aussicht gestellt worden. Lediglich die energetische Sanierung der Turnhalle, die bereits kurz vor dem Abschluss stehe, sei zwischenzeitlich mit hohen Zuschüssen bedacht worden.
Die
demografische Entwicklung mit nachlassenden Geburten habe auch Waldthurn
erreicht. Vor allem der aufwändige energetische und personelle Unterhalt von
nicht genutzten Räumlichkeiten in der Schule und künftig auch im jetzigen
Kindergarten sei mit hohen finanziellen Belastungen verbunden, eine
bedarfsgerechte Nutzung sei daher unbedingt anzustreben. Insofern mache die
räumliche Zusammenlegung von Kindertagesstätte und Grundschule nicht nur aus
erziehungspädagogischen Gründen Sinn. Künftig könnten zudem die langen Wege
für die Kinder des Kindergartens zur Turnhalle und umgekehrt der Schulkinder
zur Mittags- und Hausaufgabenbetreuung in den Kindergarten entfallen. Bei
Umsetzung der weiteren Maßnahmen wäre das Problem der Renovierung des
Pfarrheims bei entsprechender Mittelzuweisung zu lösen, ein historisch
bedeutsamer Bau könnte für weitere Generationen zur ergänzenden Nutzung (z.
B. Museum, Sitzungsräume) erhalten werden. Der Waldthurner Architekt Rudi
Meißner stellte anhand von Planskizzen die Konzeption eines neuen
Kinderbildungszentrums im Bereich der jetzigen Schule sowie eines Pfarr- und
Gemeindezentrum im Bereich des Lobkowitz-Schlosses vor.
Die Gesamtkosten aller vorgesehenen Maßnahmen würden
nach ersten belastbaren Kalkulationen eine Summe von knapp 3,6 Millionen
Euro erreichen. Nach Abzug der in Aussicht gestellten Zuwendungen in Höhe
von rund 2 Millionen Euro wäre für die Gemeinde in den nächsten 10 Jahren
insgesamt rund 1,6 Millionen Euro aufzubringen. Zusammen mit den
öffentlichen Investitionen der im nächsten Jahr beginnenden Dorferneuerung
in Höhe von rund 2 Millionen Euro, von denen 50 % erstattet würden, käme auf
die Marktgemeinde eine jährliche Investitionssumme von etwa 250.000.- Euro
zu. „In den letzten Jahren sind aus dem Verwaltungshaushalt erwirtschaftete vergleichbare Summen in Infrastrukturmaßnahmen, z.
B. in den Straßenbau, ohne zusätzliche Nettoneuverschuldung investiert
worden“, so der Bürgermeister. Für ihn und dem Gemeinderat sei daher das
finanzielle Risiko kalkulierbar, zumal die jetzige Konzeption eine
Streckung, gegebenenfalls eine Deckelung der Kosten erlaube. „Was wir uns
nicht leisten können, machen wir auch nicht“, so die Antwort des
Rathauschefs auf eine Frage aus dem Publikum.
In der lebhaften Diskussion wurde im Zusammenhang mit den rückläufigen Geburten die Ausweisung eines neuen Baugebietes angeregt, um vor allem jungen Familien attraktive Wohnmöglichkeiten im Einzugsbereich der Zentren von Vohenstrauß und Weiden bieten zu können. Eine angesprochene Alternative zum jetzigen Konzept, die Zusammenlegung von Schule und Rathaus im jetzigen Schulgebäude, wäre nach Aussage des Bürgermeisters von den Fachstellen in Anbetracht der möglichen Beeinträchtigungen des Schulbetriebes nicht befürwortet worden. Außerdem wäre hierfür kein Zuschuss gewährt worden. Durch die geplante bauliche Anordnung des neuen Kinderbildungszentrums wären auch keine Lärmbeeinträchtigungen für die Grundschule zu befürchten, eine entsprechende Frage beantwortete Architekt Rudi Meißner. Einige Diskussionsbeiträge befassten sich mit der anstehenden Dorferneuerung, bei der vor allem die Ortsmitte als gute Stube des Marktes im Fokus der Sanierungsmaßnahmen stehen sollte.