Der
Bürgermeister kam in seinem ausführlichen Bericht vor den vielen
interessierten Bürgern fast ein wenig ins Schwitzen. Er war noch leicht
gezeichnet von einem durchgemachten Infekt, der Rathauschef
diagnostizierte bei sich eine "kleine Schweinegruppe, und zwar eine
Ferkelgrippe". Nach der Begrüßung der zahlreichen Gäste, Markträte, und
Mitarbeiter der Marktgemeinde legte er los, multimedial begleitet durch
Kämmerer Josef Götz mit ergänzenden Texten und Bildern. Im
Markgemeinderat wären die Entscheidungen zu 95 % einstimmig erfolgt, die
parteiübergreifende Zusammenarbeit im Gremium bezeichnete der
Rathauschef als vorbildlich.
Die Bevölkerungsentwicklung mach ihn sorgen, die nun 2010 Einwohner, 19 weniger als im Vorjahr, würde die demographische Entwicklung ausdrücken, die gerade im ländlichen Raum verstärkt um sich greife. Nach Neubauten bestünde kaum noch Interesse, verstärkt würde aber alte Bausubstanz zur Nutzung gesucht. Die Haushaltslage hätte sich trotz der vielen Investitionen weiter entspannt, der Schuldenstand hätte um 150.000.- € gesenkt werden können, die Pro-Kopf-Verschuldung liege nun bei 883.- Euro (Vorjahr: 929 Euro). Im Bereich der Abwasseranlage Waldthurn seien durch weitere Maßnahmen wie Beseitigung der Fehlanschlüsse in Lennesrieth und Arbeiten am Tropfkörper und im Regenüberlaufsystem substantielle Verbesserungen erzielt worden. Die Ablaufwerte könnte problemlos eingehalten werden. als abschließende Maßnahme der langjährigen Sanierung stehe nun nur noch die Befüllung des Tropfkörpers mit zusätzlichen Lavagestein an. In Albersrieth sei an der Kläranlage die Einhausung des neuen automatischen Rechens abgeschlossen worden. In den sonstigen Ortsteilen sollten - soweit nicht schon erfolgt - bis 2010 die Nachrüstungen an den Kleinkläranlagen umgesetzt werden. die Förderungen dazu würden nämlich im nächsten Jahr auslaufen. Durch Vereinbarungen mit den Landwirten hätte ein weiteres Ansteigen der Nitratwerte im Trinkwasser aus dem gemeindlichen Tiefbrunnen verhindertet werden können.
Ein enormes Pensum habe erneut das Bauhofteam um Hugo Götz und die Verwaltung um Verwaltungsleiter Karl-Heinz Schmidt bewältigen müssen. Die Straßensanierungsarbeiten von Spielberg nach Wampenhof sowie von Ottenrieth und Sandbachhöf (Schätzkosten gesamt 385.000.- €, abgerechnete Kosten nur 218.000.- €) und an der Neuenhammer Straße in Waldthurn sowie viele weitere Einzelmaßnahmen hätte kaum Zeit zum Schnaufen gelassen. In der Verwaltung habe sich nach Ausscheiden des langjährigen Verwaltungsangestellten Helmut Gollwitzer die neue Mitarbeiterin Petra Reil bestens eingearbeitet.
Einen
breiten Raum nahm das schon seit Monaten kontrovers diskutierte Konzept
der Marktgemeinde zur Zukunft einiger kirchlicher und gemeindlicher
Liegenschaften ein. Das Schulhaus sei nach Wegfall der Teilhauptschule
und mit dem Geburtenrückgang viel zu groß und verursache rund 100.000.-
€ Jahreskosten für Heizung, Reinigung, technische Wartung und Aufsicht.
Im Konjunkturprogramm II (energetische Maßnahmen) sei man nicht zum Zug
gekommen, nun gelte es, ein schlüssiges und zukunftsfähiges Konzept zu
entwickeln. Zunächst wäre die Grundschule baulich an den tatsächlichen
Bedarf auszurichten. Nicht mehr benötigte Gebäudeteile könnten
abgerissen werden, verbleibende Gebäudeteile zur Unterbringung der
Grundschule müssten umfassend unter Beachtung energetische und
barrieregerechter Vorgaben saniert werden. Nach Abzug von Fördermitteln
würde von den erwarteten Gesamtkosten in Höhe von 975.000.- € ein Anteil
für die Gemeinde in Höhe von rund 600.000.- € verbleiben. Auf die
Turnhalle würde die Gemeinde nicht verzichten, obwohl diese bei der
Sanierung nicht gefördert werden könne. Architekt Rudi Meißner (siehe
Bild) erläuterte an Hand von Planskizzen die Möglichkeiten zum
bedarfsgerechten Rückbau der Grundschule.
Die Zahl der in der KiTa betreuten Kinder geht merklich zurück, auch hier drohen leer stehende Räume. Die Marktgemeinde muss für den Unterhalt des Kindergartens jährlich über 100.000.- € (Personalkosten, Betriebskostendefizit) aufbringen. Bis zum Jahr 2013 werden vom Gesetzgeber Betreuungsangebote für Kinder unter 3 Jahren (Kinderkrippe) in den Kommunen verlangt. Im Zuge der Überlegungen zur bedarfsgerechten Nutzung von Schule und Kindergarten habe der Gemeinderat eine bauliche Zusammenlegung der Kinderbetreuungs- und -bildungseinrichtungen im Bereich des jetzigen Schulgeländes ins Auge gefasst. Der Neubau einer 2-gruppigen Kindertagesstätte mit Kinderkrippe neben der Grundschule würde Investitionen durch die Gemeinde in Höhe von rund 530.000.- € nach Abzug der Fördergelder erforderlich machen. Die Trägerschaft der Kindertagesstätte würde selbstverständlich bei der Katholischen Kirchenstiftung verbleiben. Die Verzahnung von Grundschule und Kindertagesstätte hätte einige Vorteile:
langfristige Sicherung und Erhalt der beiden Einrichtungen durch die Nutzung neuwertiger Räume im aktuellen Baustandard (die bisherige Kindertagesstätte werde auch schon 15 Jahre alt)
die dadurch erzielten Einsparungen könnten in den Ausbau des Betreuungsangebotes (Kinderhort, Mittagsbetreuung, Hausaufgabenhilfe etc.) investiert werden
die Kinder könnten mehrere Jahre länger zusammenbleiben – das Kennen lernen und das Zusammenwachsen der Kinder würde erleichtert
ideale Möglichkeiten zur Mittagsbetreuung für alle Kinder – Schulküche und Essensraum wären vorhanden
große Frei – Spielflächen, Rasenplatz, Allwetterplatz, Laufbahn, Turnhalle verfügbar – beste Voraussetzungen für eine Ganztags – bzw. Hausaufgabenbetreuung an einem Standort
gefährliche, lange Wege der Schüler in die Kita zur Hausaufgaben – Mittagsbetreuung bzw. der Kinder aus der Kita in die Schulturnhalle und in die Grundschule ("kurze Wege für kleine Beine")
im Bereich der Schule bessere Parkmöglichkeiten
die Eltern hätten die Möglichkeit, zeit- und ortsnäher sowohl mit den Lehrern als auch mit dem Personal der Kita zu sprechen
Im Bereich der jetzigen KiTa und des Pfarrheims könnte ein Pfarr- und Gemeindezentrum nach Umbau der KiTa zu einem Verwaltungsgebäude und nach Sanierung des denkmalgeschützen Pfarrheims entstehen, das von den kirchlichen sowie gemeindlichen Gremien und Verbänden sinnvoll genutzt werden könne. Mittel für die Sanierung des Pfarrheims könnten an verschiedenen Stellen in Aussicht gestellt werden. Die Kirche selbst wolle in das geschichtsträchtige Schloss nicht mehr investieren, die Marktgemeinde wäre sich aber der historischen Bedeutung des Gebäudes bewusst und wolle es den nachfolgenden Generationen erhalten. Das jetzige Rathaus könnte mit dem angedachten Konzept abgerissen und auf der freiwerdenden Fläche Parkmöglichkeiten für Friedhof- und Kirchbesucher geschaffen werden. Die Gemeinde sei allerdings bei diesem Konzept auf die Beteiligung der Kirche angewiesen.
Die Dorferneuerungsmaßnahmen in Albersrieth stünden nach den Straßenbaumaßnahmen und der Errichtung eines Gemeinschaftshauses (Dorftreff und Feuerwehrhaus) kurz vor dem Abschluss, das alte Feuerwehrhaus müsse noch abgerissen werden. Der besondere Augenmerk im Bereich der Dorferneuerung gelte nun dem Hauptort Waldthurn nach dem Motto: "Hier bleiben wollen und hier bleiben können". Mit Spannung warte man auf das in Auftrag gegebene Grundkonzept, eine förmliche Anordnung des Verfahrens durch das Amt für Ländliche Entwicklung werden für das Jahr 2010 erwartet.
Die kontrollierte Wertstoffannahme am Bauhof und die Betreuung der Erdaushubdeponie bewähre sich weiterhin gut. Im Bereich des Bocklradweges können Verbesserungen durch EU-Mittel gefördert werden, die Gemeinde hat einige Maßnahmen beantragt (z. B. Anbindung des Hauptortes an den Radweg über die Luhe und Lennesrieth, Herstellung einer Zufahrt zur geplanten Fahrradstation am Kühbachhof, Errichtung eines überdachten Rastplatzes in Albersrieth). Bemängelt wurde vom Bürgermeister die bürokratischen Hemmnisse bei der Abrufung von EU-Miteln, auf tschechischer Seite ginge alles viel schneller. Die Partnerschaft mit der Stadt Hostau sei gefestigt, weitere gemeinsame Aktionen wären durchgeführt worden, lobend erwähnt wurde hier insbesondere der Kindergarten. Zwischenzeitlich werde in der Grundschule auch ein Tschechisch-Unterricht angeboten.
Beim Großbrand in Lennesrieth habe sich gezeigt, dass jeder in den Feuerschutz investierte Cent gut angelegt sei. Dank des Einsatzes der Feuerwehren mit deren guten Ausbildung und Ausstattung habe ein Übergreifen des feuers auf andere Gebäude in der Ortschaft verhindert werden können.
In Ottenrieth, Spielberg und
an der Poststraße sei in die Kinderspielplätze investiert worden. Mit
etwas Sorge werden die Entwicklung beim Fremdenverkehr gesehen, sinkende
Übernachtungszahlen sollten Anlass für ein Überdenken der bisherigen
Konzepte auf diesem Gebiet sein.
Durch die Verschleuderung vom Milliarden an Steuergeldern für fragwürdige Rettungs- und Konjunkturmaßnahmen in Zusammenhang mit der globalen Finanzkrise würden zusätzliche Belastungen und Investitionshemmnisse auf die Gemeinden zukommen.
Zum Abschluss dankte der Bürgermeister den Markträten für die gute parteiübergreifende Zusammenarbeit sowie den Mitarbeitern in der Verwaltung, im Bauhof, in der Schule und in der Kindertagesstätte für den engagierten Einsatz. Gelobt wurde auch der enorme ehrenamtliche Einsatz der kirchlichen und weltlichen Verbände und Vereine sowie der Ortsvertreter.
Noch viele andere Maßnahmen wurden in den rund eine Stunde langen Rechenschaftsbericht angesprochen, der mit Bildern multimedial unterlegt war. In der Diskussion wurden unter anderen das weitere Vorgehen zur Dorferneuerung in Waldthurn angesprochen und Fragen zur Versorgung mit Löschwasser beim Großbrand in Lennesrieth beantwortet. Zweiter Bürgermeister Hans-Peter Reil (siehe Bild) bedankte sich bei Josef Beimler für die geleistete Arbeit und für dessen enormes Arbeitspensum.