Waldthurn. Wer am 21. Juli 2012 eine eher steife Feier anlässlich der Segnung der auf den Bedarf zurück gebauten und sanierten Schule erwartet
hatte, wurde wenige Minuten nach Beginn des Festaktes schnell eines Besseren
belehrt. Die bestimmenden Akteure der Feierstunde am späten Samstagvormittag
waren eindeutig die Schulkinder, die in der neuen Aula der
Wolfgang-Caspar-Printz-Grundschule temperamentvoll und ohne Lampenfieber mit Wort und Gesang einen erfrischenden
Kontrapunkt zum den förmlichen offiziellen Programm setzten. Zur Einweihung
kamen viele Ehrengäste, an der Spitze die Regierungspräsidentin Brigitta Brunner
sowie das Fürstenpaar Elisabeth und Jaroslav von Lobkowicz aus Krimice /
Tschechien.
Mit einem klaren Bekenntnis zur Heimatgemeinde demonstrierten zu Beginn der Veranstaltung die Grundschüler mit einem Lied ("Wie schön, dass ihr gekommen seid, unsre Schule wird heut` eingeweiht. Wie schön, dass wir beisammen sind, bei uns, da freut sich heute jedes Kind") und der selbstbewussten Feststellung von Fabian Frischholz: "Ich bin der Fabi und dou san mir daham!" ihre Verbundenheit zu Waldthurn. "Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel", in Anlehnung an das Goethe-Zitat appellierte Bürgermeister Josef Beimler bei der Begrüßung an die Lehrerschaft, den Kindern Flügel zu geben, um im Leben bestehen zu können. "Mit dem bedarfsgerechten Rückbau und der umfassenden Sanierung der Schule haben wir die Wurzeln dazu gelegt", so der Bürgermeister.
► ► ► weitere Bilder von der Segnung der sanierten Grundschule |
Pfarrer Marek Baron gab in seiner
Ansprache seinem Wunsch Ausdruck, in der neu hergerichteten Schule im Segen
füreinander da zu sein. Nach den Fürbitten, vorgetragen von der Vorsitzenden des
Elternbeirates Rita Reil, segnete der Pfarrer die Räume in der Schule.
Regierungspräsidenten Brigitta Brunner, die mit ihrem Ehemann nach Waldthurn
gekommen war, redete in ihrer Festansprache der nachhaltigen Stärkung des
ländlichen Raumes das Wort. Waldthurn beschreite mit ihrem Konzept einer
Kinderbildungseinrichtung, in der von der Krippe bis zur Grundschule ein
Betreuungsangebot unter einem Dach angeboten werden könne, den richtigen Weg.
Mit einem Augen zwinkernden Appell an die anwesenden Vertreter der Legislative
MdB Albert Rupprecht, die Landtagsabgeordneten Petra Dettenhöfer (CSU), Annette
Karl (SPD) und Dr. Karl Vetter (Freie Wähler) hoffe sie auf weitere staatliche
Förderung für Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Infrastruktur in
Regionen abseits der Ballungszentren. Für viel Heiterkeit sorgte die
Regierungspräsidentin, als sie von ihren persönlichen Erlebnissen mit dem zwar
überaus hartnäckigen, aber immer charmanten Waldthurner Bürgermeister bei den
Verhandlungen über die Fördermöglichkeiten berichtete. Sie gratulierte noch der
Marktgemeinde zu ihrem Erfolg bei ihrer erfolgreichen Bewerbung zum Projekt
"Marktplatz der Generationen", neben Waldthurn wäre in der Oberpfalz nur noch
Bärnau zum gekommen.
Von der Hartnäckigkeit des Bürgermeisters wusste auch Landrat Simon Wittmann zu erzählen, der nach der zunächst für Waldthurn gescheiterten Förderzusage aus dem Konjunkturpaket-II-Programm das Unverständnis des Gemeindeoberhauptes erdulden musste. Diese Hartnäckigkeit habe sich letztendlich nun bezahlt gemacht. MdB Albert Rupprecht drückte in seinem Grußwort seinen Stolz auf seine Heimatgemeinde Waldthurn aus. Die Entwicklung in Waldthurn zeige, dass auch Visionen mit Kreativität und kraftvollem Zupacken realisiert werden könnten. Die Landtagsabgeordneten Petra Dettenhöfer und Annette Karl zeigten sich ebenfalls beeindruckt von der gelungenen Sanierung der Schule. Die Lacher auf seiner Seite hatte MdL Dr. Karl Vetter beim Vorlesen einer an ihm gerichteten E-Mail, in der die verhinderte Kollegin Tanja Schweiger (Freie Wähler) den Waldthurner Bürgermeister wie folgt charakterisierte: "Der Bürgermeister von Waldthurn ist von der CSU, hat aber sonst einen gesunden Menschenverstand." Viel Applaus erhielt Fürstin Elisabeth von Lobkowicz, die - flankiert von der "Historisch Hochfürstlich Lobkowitzischen Grenadier Garde der Gefürsteten Grafschaft Sternstein" - den Schülern und Lehrern alles Gute wünschte.
Nach den Grußworten nahmen die Schülerinnen und Schüler, die sich überaus diszipliniert bei den vielen Ansprachen verhielten, mit ihrer Lehrerin Silvia Wittmann das Heft in die Hand. Christoph und Maximilian Gollwitzer ergriffen das Wort: "Jetzt wollen wir mal etwas sagen!" Sie fragten ihre Mitschüler, was ihnen denn an der neuen Schule so gefalle. Die schönen Klassenzimmer, in denen nun auch Beamer an der Decke angebracht seien, war nur eine der vielen Antworten. Karl Kleber, der Sohn eines Feuerwehrmannes, zielte mit seiner Bemerkung auf den Widerstand des Bürgermeisters beim Anbringen der neuen Fluchttreppe: „Ich finde die Fluchttreppe cool. Leider dürfen wir sie nicht in der Pause benützen. Dann kommt nämlich der Alarm und die Feuerwehr. Das kann teuer werden, mindesten 100 €." Aus der Antwort des Bürgermeisters auf die Frage der Schüler, was er am schönsten an der neuen Schule fände („Am schönsten ist es, dass die Schule endlich fertig ist“), wurde die Belastung der am Projekt unmittelbar Beteiligten spürbar. Mit dem Lied "Das habt Ihr wirklich toll gemacht!" bedankten sich die Schulkinder bei allen Beteiligten.
Architekt Rudi Meißner übergab einen übergroßen Schlüssel an den Bürgermeister, der diesen an Rektor Alfred Troidl und der neuen Schulleiterin Tanja Willax–Nickl weiterreichte. Der im Krankenstand befindliche Rektor war sichtlich bewegt von der Feierstunde. Seine Nachfolgerin freute sich über die gelungene Gestaltung des Gebäudes, die gute Rahmenbedingungen für die Schulkinder und für die Lehrerschaft biete. Eine Überraschung hatte der Architekt für die Schulkinder dabei. 92 zu einem symbolischen Schlüssel arrangierte kleine Schokoküsse belohnten die Kinder für ihren erfischenden Beitrag bei der Feier. Mit dem Lied „Das habt ihr wirklich toll gemacht“ zollten die Kinder abschließend allen Verantwortlichen großes Lob. Die stellvertretende Schulleiterin Silvia Wittmann drückte in ihrem Schlusswort ihre Hoffnung aus, dass in der Schule jeder so angenommen wird wie er ist, dass hier auch Umwege und Fehler erlaubt sein dürfen, und dass die Schule nicht bloß ein Haus des Lernens sein solle. Mit 92 bunten Luftballons ließen die Schulkinder vom Pausengelände aus die guten Wünsche in den Himmel steigen. Nach dem Festakt nutzten viele Eltern und die Gäste, unter ihnen auch der ehemalige Rektor Herwig Meier, zur Besichtigung der Räumlichkeiten in der neuen Schule und in der generalsanierten Turnhalle.
Ein wenig schade war bei der sonst überaus beeindruckenden Feier nur, dass aufgrund der räumlichen Enge in der neuen Aula die Eltern der Schulkinder ihren Sprösslingen bei deren begeisternden Wort- und Liedbeiträgen nicht zuhören und zusehen konnten.