„Pepe“ und „Seppel“ verstehen sich auf Anhieb prächtig – Waldthurner Bürgermeister erwidert Besuch seines spanischen Amtskollegen

Usagre/Spanien. „So was hab ich noch nicht gesehen!“ Der Waldthurner Bürgermeister Josef Beimler zeigte sich bei seinem Besuch im spanischen Usagre (Bild links: Gemeindewappen) vor allem über die teilweise riesigen landwirtschaftlichen Betriebe (Fincas) in der Provinz Extremadura nördlich von Andalusien nahe der portugiesischen Grenze sehr erstaunt. Gastgeber und Amtskollege „Pepe“ José Francisco Hernández Rodriguez, der im Jahr 2010 mit seiner aus Deutschland stammenden Frau Ingrid beim befreundeten Ehepaar Ursula und Bernd Henkel in Albersrieth eine Kurzurlaub gemacht hatte und hierbei den Waldthurner Rathauschef kennen und schätzen gelernt hatte, zeigte der kleinen Reisegesellschaft aus Deutschland, der neben Josef Beimler noch Hubert Stahl, Dr. Johannes Weig, Bernd Fuhrich, Martin Hanner und Bernd Henkel angehörten, die Schönheiten seiner Heimat.

Nach Bezug des Palasthotels Hospedería Mirador in Llerena, einem malerischen Ort mit knapp 6.000 Einwohnern mit einem herrlichen Marktplatz im maurischen Stil, wurde der erste Tag nach einem Rundgang durch die engen Gassen der Altstadt mit einem gemeinsamen Abendessen im Hotel beendet. Tags darauf wartete der Landwirt Santana Hernandez (gannt „Kiko“) aus Usagre bei einer halbtägigen Besichtigungstour in seinen zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben mit eindrucksvollen Zahlen auf. Rund 4.500 Hektar Wirtschaftsfläche zählt sein Betrieb, den er mit rund 25 Angestellten in Schuss hält. Über 50.000 schwarze halbwilde Schweine und 12.000 Schafe haben dabei die Mitarbeiter zu betreuen. Daneben bietet eine große Ölmühle, in der jährlich rund 3.000 Tonnen hochwertiges kalt gepresstes Olivenöl hergestellt wird, eine lukrative Einnahmequelle. „Von der EU beanspruche ich für die laufende Produktion keinen Cent an Subvention, mit deren ausufernden Bürokratie komme ich nicht klar, ich arbeite lieber hart!“ Nicht ohne Stolz präsentierte der 48-jährige Vater von drei Kindern einen Teil seiner weit verstreuten Betriebe. Die schwarzen Schweine werden in den letzten Monaten ihres kurzen Lebens in Kork- und Steineichen-Hainen frei laufend gehalten, wo sie als Hauptfutter mit Eicheln gemästet werden. Nach der Schlachtung im eigenen Betrieb kommt ein überaus begehrter Edelschinken in den Handel, der erst nach einer Salzsur und einer bis zwei Jahre dauernden Lufttrocknung zu Preisen von 40 bis 90 Euro als Delikatesse (iberischer Eichelschinken) verkauft wird.

►►►weitere Bild-Eindrücke aus Spanien

Das nächste Reiseziel war die Regionshauptstadt Mérida, die 25 v. Chr. Vom römischen  Kaiser Augustus als Kolonie für Veteranen römischer Legionen gegründet und zu einer der wichtigsten kulturellen und wirtschaftlichen Zentren im westlichen Römischen Reich ausgebaut worden war. Die knapp 60.000 Einwohner zählende regionale Metropole der Extremadura ist mit seinen sehr gut erhaltenen römischen Bauanlagen, unter anderen einem Forum mit Amphitheater, Circus und weiteren imposanten Steinbauten mit weitläufigen Säulengängen und Gartenanlagen, bereits 1993 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. In einem architektonisch kühnen Museumsbau sind eine Vielzahl von Funden aus der Römerzeit zu bestaunen, die bei den immer noch laufenden Ausgrabungen das Herz eines jeden Archäologen höher schlagen lassen. Den zweiten ereignisreichen Tag beschloss ein Abendessen in einer traditionellen Gaststätte in Cáceres, mit knapp 100.000 Einwohnern die größte Stadt der nördlichen autonomen Region Extremadura. Die maurisch geprägte Altstadt genießt bereits seit 1986 ebenfalls den Status eines Weltkulturerbes.

Am letzten Tag des viertägigen Aufenthaltes war die Reisegruppe zu Gast im renovierten großen Haus des ehemaligen Bürgermeister José Francisco Hernández Rodriguez, der mit seiner aus Rödelheim (bei Offenbach) stammenden Ehefrau Ingrid alle Register der spanischen Küchenkunst zog. Zum Abschied wurden Geschenke ausgetauscht und ein baldiges Wiedersehen nicht ausgeschlossen. Der „schwarze“ christ-soziale Bürgermeister Josef Beimler hatte mit seinem „roten“ sozialistischen Kollegen José Francisco Hernández Rodriguez überhaupt keine persönlichen und politischen Berührungsängste, die sich gegenseitig „Seppel“ und „Pepe“ ansprechenden Politiker verstanden sich vom ersten Moment ihres Kennenlernens bestens.