Waldthurn.
Vor wenigen
Tagen, am 6. November 2007, jährte es sich zum 200. Mal, dass das
Herrschaftsgebiet Waldthurn vom Einflussbereich des böhmischen
Fürstenhauses Lobkowitz zum Königreich Bayern kam. Zur Erinnerung an das
historische Ereignis lud die Marktgemeinde Waldthurn zu einem Festakt
ins Waldthurner Schloss ein. Das jetzige Pfarrheim wurde unter der Zeit
der Lobkowitzer vor allem als Sommerresidenz des Fürstenhauses genutzt.
Zuvor
wurde nach einem Kirchenzug mit vielen Fahnenabordnungen aus der
Gemeinde ein feierlicher Gottesdienst in Konzelebration mit den Pfarrern
Marek Baron und Josef Greil sowie Pater Philipp von Lobkowicz aus Marienbad in der Pfarrkirche
begangen. In seiner Predigt ging Pater Philipp von Lobkowicz auf das
Verbindende der gemeinsamen Geschichte ein. Der Christkönig sei für alle
da und für alle gleich, ohne diesen König sei das Leben ärmer.
Nach
der Kirche bewegte sich ein großer Festzug zum Pfarrheim, wo
Bürgermeister Josef Beimler zahlreiche Ehrengäste begrüßen konnte. Fürst
Jaroslav von Lobkowicz war mit seiner Gattin Elisabeth gekommen. Die Lobkowitz-Gemeinden Neustadt und Störnstein wurden von Stadtrat Bernhard
Knauer (Neustadt) und Bürgermeister Boris Damzog (Störnstein) vertreten.
Für den Landkreis Neustadt kam Landrat Simon Wittmann, seines Zeichens
auch Herr des Lobkowitz-Schlosses in Neustadt. Anwesend waren auch die
Bürgermeister der Nachbargemeinden, zahlreiche Markträte und eine
Abordnung der Waldthurner Partnerstadt Hostau mit Bürgermeister
Miroslav Rauch an der Spitze. Das Mitglied des Deutschen Bundestages
Albert Rupprecht, Landtagsabgeordneter Georg Stahl und
SPD-Kreisvorsitzende Annette Karl, die in Vertretung des MdB Ludig
Stiegler gekommen war, vervollständigten die Liste der prominenten
Gäste. Nicht vergessen wurde bei der Begrüßung der Waldthurner
Gemeindeheimatpfleger Franz Bergler, der viel zur guten Beziehung der
Marktgemeinde Waldthurn mit dem Fürstenhaus Lobkowitz beigetragen hat und ein gutes Freund der Fürstenfamilie geblieben ist. Dem Festakt
hätten der bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein und der
tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg einen guten Verlauf
gewünscht, so der Bürgermeister.
In
seinem Festvortrag ging der Waldthurn Geschichts- und Heimatforscher auf
die 141-jährige Herrschaft der Lobkowitzer in Waldthurn ein. Im Jahre
1666 hätten die Fürsten von Lobkowicz Waldthurn und das Fahrenberger
Ländchen, das bis zur Grenze gereicht hätte, in Besitz genommen. Die
neuen Herren seien mit allen Ehren in Waldthurn empfangen worden. Das
Wirken der Lobkowitzer in Waldthurn sei von der Bevölkerung anerkannt
geworden, ein "goldenes Zeitalter" wäre für Waldthurn angebrochen. Alle
Einrichtungen zur Daseinsvorsorge wären geschaffen worden, ein reges
Marktreiben hätte sich entwickelt. Mit Originalzitaten aus der damaligen
Zeit reicherte der Referent seine präzisen Ausführungen an. Den
Bemühungen des Ministers Maximilian Joseph
Graf von Montgelas um ein einheitliches Königreich Bayern wäre
schließlich die Herrschaft Waldthurn der Lobkowitzer am 6. November 1807
zum Opfer gefallen, Waldthurn wäre seither bayrisch. Die Waldthurner
Bevölkerung hätte jedoch noch lange dem "Goldenen Zeitalter"
nachgetrauert. Georg Schmidbauer erhielt einen lang anhaltenden Beifall.
In seinem Grußwort ging
Fürst Jaroslav von Lobkowicz kurz auf das Wirken seiner Vorfahren in
Waldthurn ein. Er würde sich freuen, dass die Waldthurner die Herrschaft
der Lobkowitzer als goldene Zeit empfunden hätte. Mit der Wende im Jahre
1990 sei die Region um Waldthurn vom Hinterland unvermittelt in die
Mitte Europas gerückt. Diese Entwicklung bedeute eine große Chance. Die
Lobkowitzer hätten immer gute Beziehungen zu Waldthurn gehabt und sie
würden auch stets gute Freunde der Waldthurner bleiben.
Landrat Simon Wittmann
freute sich über die sich entwickelnden gut nachbarschaftlichen
Beziehungen zwischen den Raum Neustadt und dem Bezirk Pilsen. Schon
mehrere gemeinsame Aktionen seien auf allen Ebenen auf dem Weg gebracht
worden. Langsam würden die Folgen der Trennung durch den Eisernen
Vorhang überwunden. Ohne Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sei
die Gestaltung der Zukunft nicht möglich.
Bürgermeister Boris Damzog
aus Störnstein würdigte nochmals die historische Bedeutung des
Wirkens der Lobkowitzer in den Lobkowitz-Gemeinden Neustadt, Störnstein
und Waldthurn.
Jürgen Völkl, Kommandant der
"Historisch Hochfürstlich Lobkowitzische Grenadier Garde der Gefürsteten
Grafschaft Sternstein e.V", überreichte an Josef Beimler eine Texturkunde,
die er zuvor verlesen hatte, und an Fürst Jaroslav von Lobkowicz und Landrat
Simon Wittmann Erinnerungsteller aus Glas. Im Namen der Marktgemeinde
Waldthurn lud er dann zum Stehempfang ein, wo sich die versammelten
Gäste noch rege unterhielten.
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