Bürgerversammlung 2015: Rückgang der Einwohnerzahl - Pro-Kopf-Verschuldung bei 844,61 Euro - Abwasser in Waldthurn billiger, in Albersrieth teurer

Waldthurn. Bürgermeister Josef Beimler legte am vergangenen Montag bei der Bürgerversammlung im vollbesetzten Pfarrheim Rechenschaft ab. Laut Beimler habe sich im vergangenen Jahr der Einwohnerstand dramatisch verschlechtert und es sei ein unaufhaltsamer Bevölkerungsschwund zu beklagen. Mit 1957 Einwohnern liegt Waldthurn deutlich unter der 2000 – Einwohner Grenze. Ein Patentrezept um dieser negativen Entwicklung wirkungsvoll zu begegnen, gebe es derzeit leider nicht. Dies sei ein Minus von 35 Einwohnern im Vergleich zum Vorjahr. Bei der Bevölkerungsentwicklung in der Zeit vom 1. Januar bis 9. November stehen den 12 Geburten 28 Sterbefälle gegenüber (Vorjahr: 17 Geburten – 20 Sterbefälle). In dieser Zeit waren 51 Zuzüge und 64 Wegzüge (Vorjahr: 82 Zuzüge – 70 Wegzüge) zu verzeichnen. „Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um die Bevölkerungszahl zu steigern“.

Das Bautenverzeichnis weist nach den Worten Beimlers derzeit 11 Eintragungen für das Jahr 2015 (Vorjahr 31). Hinsichtlich der immissionsrechtlichen Problematik im Neubaugebiet „Hirmesbühl“ zeichne sich eine Lösung in Form eines Mischgebiet-Gürtels, zwischen der künftigen Wohnbebauung und den vorhandenen Gewerbebetrieben, ab. Besonders ärgerlich sei es, dass immer wieder Bedenken der Fachstellen an der Bauleitplanung auftreten. „Es wird uns sogar der Bedarf an der Ausweisung von Neubaugebieten wegen der negativen Bevölkerungsentwicklung abgesprochen – gerade dies ist ein Teufelskreis“.

Im derzeit laufenden Schuljahr befinden sich 66 Schüler (Vorjahr 62) in nur drei Grundschulklassen inklusive einer sogenannte Kombiklasse mit den Jahrgangsstufen 2 und 3. Aufgrund dieser Klassenreduzierung habe man auch die Schulsekretärin abgezogen. Besonders stellte der Redner das Engagement des OWV mit Andrea Götz bei der Arbeitsgemeinschaft „Sport nach Eins“ in den Vordergrund. Derzeit nehmen 20 Schüler die Mittagsbetreuung in Anspruch. Aufgrund einer anonymen Anzeige hinsichtlich der Nutzung der Schulturnhalle für Veranstaltungen fand eine Begehung mit dem Baukontrolleur des Landratsamtes statt. Dabei legte man die Anforderungen auf Rettungswege und Notbeleuchtung fest. Die Umsetzung erfolgt noch vor den bevorstehenden Faschingsveranstaltungen. Derzeit befinden sich in der Kindertagesstätte 51 Kinder. Der Anteil der Gemeinde am Betriebskostendefizit für das Kindergartenjahr 2015 beträgt 69.283 €.

Mit der Sanierung des Lobkowitzschlosses könne erst nach Abschluss der Arbeiten in der Fahrenberger Wallfahrtskirche begonnen werden. Mit dem neuen Gemeindezentrum identifizieren sich laut Beimler die Bürger. Die reinen Baukosten belaufen sich auf 160.000 Euro. Die Parkplätze für das Gesundheitszentrum konnten bisher wegen der Problematik „Abbruch altes Rathaus“ nicht geschaffen werden. Auch Verhandlungen mit Grundstückseigentümern zur Schaffung von Ersatzparkplätzen verliefen bisher ergebnislos.

Die Haushalts- und Finanzlage stelle sich weiterhin als solide dar, obwohl die zur Verfügung stehende freie Finanzspanne zurückgegangen sei. Der Gesamthaushalt schließt in den Einnahmen und Ausgaben mit einer Summe von 4.258.576 Euro ab – dies entspricht einer Erhöhung von rund 55.000 Euro zum Vorjahr. Die Einnahmen und Ausgaben verteilen sich mit 3.313.818 Euro (Ansatz Vorjahr: 3.043.267 Euro) auf den Verwaltungshaushalt und mit 944.758 Euro (Vorjahr: 1.160.250 Euro) auf den Vermögenshaushalt. Der Gesamtschuldenstand liegt bei 1.652.000 Euro (Vorjahr 1.546.000 Euro). Die Pro – Kopf – Verschuldung liegt derzeit bei 844,61 Euro (Vorjahr: 781,01 Euro). Der vergleichbare Landesdurchschnitt liegt bei 693 €/Einwohner.

Der Wasserverbrauch liegt bei 119.700 Kubikmeter (Vorjahr: 117.254) Die Wasserverluste erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr von 1.800 cbm auf 5.480 cbm. Der Wasserpreis wird im Zuge der Nachkalkulation ab 1. Dezember 2015 von 1,46 € (zzgl. 7 % Mwst) auf 1,63 € (zzgl. 7 % Mwst) = 1,74 € erhöht. Für die Abwasserentsorgung Waldthurn/Lennesrieth vermindert sich ab 1. Dezember 2015 wegen eines Überschusses die Gebühr von 1,90 € pro Kubikmeter auf 1,65 €. Für Albersrieth muss die Abwassergebühr allerdings um 0,45 € von 1,44 € auf 1,89 € pro Kubikmeter erhöht werden.

Für die Neugestaltung des Dorfspielplatzes (alter Schulgarten) in Lennesrieth werde man durch den Einsatz der Dorfbewohner die Kosten von bisher geschätzten 65.000€ auf 25.000 € reduzieren können. Bisher konnten in Spielberg keinerlei Ergebnisse hinsichtlich ELER 2020 erzielt werden. Sollte man im Auswahlverfahren scheitern, werde der Dorfplatz angesichts des Feuerwehrfestes im Jahr 2016 auf jeden Fall hergerichtet.

Der neueröffnete Gänsbürgerladen sei sehr erfolgreich. Aktuell haben sich 136 stille Gesellschafter mit einer Beteiligung von rund 35.000 € eingebracht. Zur Sanierung des ehemaligen Bergmann–Hauses hat das Amt für ländliche Entwicklung einen Zuschusssatz von 72 Prozent zugesagt. Das Projekt „kleine Bürgerhilfe“ sei leider ausgelaufen. In Aussicht steht ein eventuelles Ersatzprogramm – Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Das Bürgerfest habe laut Beimler in diesem Jahr mit einem Überschuss von 8.740 € abgeschlossen „So viel hatten wir noch nie“. Die Kosten für die Digitalfunkgeräte liegen bei rund 17.500 € abzüglich der staatlichen Pauschalzuschüsse.

Die Übernachtungszahlen sind mit 1930 im Jahr 2014 im Vergleich zu den Zahlen 2013 (2.564 Übernachtungen) um 600 gesunken. Die Zahlen für 2015 liegen noch nicht vor.

Der Kita-Vorplatz wird derzeit neu gestaltet. Der Zuschusssatz beträgt 62 Prozent. Somit liege die Kostenbeteiligung des Marktes bei 190.038 € (anstatt ursprünglich 240.048 €). Durch Einsparungen wie der Verzicht von Wasserrückhalteeinrichtungen konnten die Kosten gesenkt werden. Schwierig sei oft die Zusammenarbeit mit den Fachbehörden – es brauchte allein 1 ½ Stunden Auseinandersetzung um diese von der Farbe des Pflasters zu überzeugen.

Zum Schluss seiner rund 70 Minuten lang dauernden Ausführungen hob das Gemeindeoberhaupt die über alle Parteigrenzen hinweg bestehende vertrauensvolle Zusammenarbeit im Marktrat hervor. Stolz sei er auf seine Mitarbeiter im Bauhof und in der Verwaltung. Ein besonderes Lob gelte den vielen ehrenamtlichen Akteuren in den weltlichen und kirchlichen Vereinen, Verbänden und Gremien. Die Integration der Asylbewerber in das gemeindliche Leben gelinge gut, mit ein Verdienst der vielen Mitglieder des Asylkreises.

Zweiter Bürgermeister Roman Bauer dankte Josef Beimler für den unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Gemeinde. Auf Anfrage von Josef Holfelner stellte Beimler in der abschließenden Diskussion klar, dass auch weiterhin ein Gehweg Waldthurn – Lennesrieth im Rahmen der Dorferneuerung geplant sei. Einer Anregung einer Bewohnerin des Schützengartens folgend soll ein Rückschnitt von überwuchernden Sträuchern und Bäumen entlang des Baugebietes erfolgen.

(Bild und Text: Franz Völkl)