Verweht der Wind in Waldthurn? – Marktrat lehnt Nennung von geeigneten Flächen für Windkraftanlagen ab

 Waldthurn. In der letzten Sitzung des Marktrates im Jahr 2010 stand das Thema „Windkraft“ auf der Tagesordnung. Eine Gruppe von 10 Grundstückseigentümern im Bereich der Lennesriether Öd (Waldgebiet zwischen Wampenhof und OWV-Skihütte, siehe Planskizze) beantragten, dass der Markt Waldthurn das im Landschaftsschutzgebiet liegende Areal als geeigneten Standort für die Nutzung von Windenergie an den Regionalen Planungsverband Oberpfalz-Nord meldet. Auch die Stadtwerke Weiden haben Interesse zur Aufstellung von Windkraftanlagen in diesem Bereich bekundet. Mit 11:4 Stimmen wurde jedoch der Antrag abgelehnt. In der der Abstimmung vorausgegangenen Diskussion wurde schnell deutlich, dass die Mehrheit des Gremiums mit Windkraftanlagen im Gemeindegebiet nichts zu tun haben will.

Der Hauptkritikpunkt der Windkraftskeptiker in Waldthurn ist die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Die Befürworter setzen vor allem auf die umweltfreundliche Energiegewinnung als Alternative zu den Ressourcen verbrauchenden und die Umwelt belastenden konventionellen Energieträgern. Bereits im Jahr 2008 gaben Windkraft-Investoren durch den Widerstand der Gemeinde und der Ortsteile Oberbernrieth und Mangelsdorf klein bei, der vorgesehene Bau der Anlage in der Nähe von Oberbernrieth wurde nicht weiter verfolgt.

Grundsätzlich ist nach den geltenden Rechtsnormen (Naturschutzrecht), bestätigt durch eine Reihe von Gerichtsurteilen, die Errichtung von Windkraftanlagen in Landschaftsschutzgebieten nicht zulässig. Durch Beschluss des dafür zuständigen Kreistages könnte zum jedoch eine Teilfläche aus dem Landschaftsschutzgebiet heraus genommen werden, um diese als Standort für Windkraftanlagen nutzen zu können. Zu bedenken ist außerdem, dass die Errichtung von Windkraftanlagen bei Einhaltung der bestehenden Normen nach dem Baurecht privilegiert ist, d. h. ein Antrag eines Interessenten kann von der Marktgemeinde nicht ohne weiteres abgelehnt werden. Schließlich könnten die naturschutzrechtliche Normen geändert werden, um die Nutzung von Windenergie auch in Landschaftsschutzgebieten zu ermöglichen.

Die Sache mit der Windenergie bleibt also auch in Waldthurn spannend. Im Folgenden sind nochmals einige der wichtigsten Argumente für und gegen Windenergie zusammengestellt.

Pro:

  • Beständigkeit: Wind wird es immer geben

  • Energiebilanz: Positive CO2-Bilanz (beim Betrieb einer Windkraftanlage fallen keine weiteren CO2-Emissionen an)

  • Unabhängig: Da es auch hier im Lande Wind gibt, verringert sich die Abhängigkeit von Rohstofflieferanten

  • Wirtschaft: Neue Arbeitsplätze (durch die Entwicklung und Erbauung von Windkrafträdern entwickelt sich ein ganzer Industriezweig)

  • Preis: Durch den Einsatz neuer Technologien wird Strom, der aus Windkraft erzeugt wird, von Jahr zu Jahr billiger

Kontra:

  • Schwankungen: Wind ist nicht immer in ausreichender Stärke vorhanden

  • Bündelung: Windkraft lässt sich nicht einfach speichern, sie muss umgesetzt werden

  • Naturbelassenheit: Windkrafträder ändern das Landschaftsbild

  • Belästigung: Schattenwurf und Lärm

Scheint mit der klaren Mehrheit im Marktrat gegen die Windkraftnutzung in Waldthurn nun alles im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung geregelt? Die Gefahr besteht, dass Antragsteller auf die Privilegierung des öffentlichen Baurechtes pochen und auch gegen die Entscheidung des Marktrates Genehmigungen zur Errichtung von Windkraftanlagen rechtlich durchsetzen können.

Fakt ist aber auch: unser Staat und unsere Region bedürfen, vor allem im Hinblick der Energieprobleme unserer Zeit, einer Weiterentwicklung regenerativer Energien. Windkraftanlagen haben den Charme, dass sie, ohne nachhaltige Einflüsse auf die Umwelt, wieder abgebaut werden können. Bayern hat im Gegensatz zu seinen Nachbarn und den übrigen Bundesländern das Thema Windkraft bis dato eher stiefmütterlich behandelt.

Ergebnis der Umfrage zum Thema Windenergie in Waldthurn


Frage:

Windenergie in Waldthurn bzw. in der Lennesriether Öd - was halten Sie davon?

Antworten:

Nein, auf gar keinen Fall       4945 Stimmen
(58,68 %)
Ja, wenn die vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden    3442 Stimmen
(40,84 %)
Windenergie ist wichtig, aber nicht bei uns  40 Stimmen
(0,47 %)

Statistik:
Summe: 8427 Stimmen
Start der Umfrage: 31. Dezember 2010
Letzte Abstimmung: 10. März 2011 


Kommentar zur Umfrage

Die Umfrage wurde am 10. März 2011 beendet, sage und schreibe fast 8.500 Votes wurden gezählt. Dem Ergebnis nach überwiegen die Stimmen, die größere Windkraftanlagen in Waldthurn nicht errichtet haben wollen.

Die Umfrage will demokratisch zustande gekommene Entscheidungen von Gremien nicht in Frage stellen, sie soll vielmehr ein Meinungsbild über das Thema "Windenergie" vermitteln. Auch nach Entscheidungen in politischen Gremien dürfen und sollen kommunalpolitische Themen weiter diskutiert werden können, das gehört ganz einfach zu einer lebendigen Demokratie dazu. Nicht mehr und nicht minder war das Ziel dieser Umfrage. Die Redaktion von csu-waldthurn.de dankt allen, die sich an der Umfrage beteiligt haben.

Das Thema "umweltfreundliche Energiegewinnung", wozu die Windenergie zweifellos zählt, wird uns in den nächsten Jahren angesichts der jetzigen Preissteigerungen auf dem Rohölmarkt verstärkt beschäftigen. Fragen zur künftigen Energieversorgung werden auch weiterhin kontroverse Antworten liefern. Das ist auch gut so: nur durch sorgfältiges und sachorientiertes Abwägen der Argumente können vernünftige Konsensentscheidungen herbeigeführt werden.

Ob in Sachen Windenergie die Luft in unserer Region schon ganz heraus ist, kann derzeit noch niemand beantworten. Es bleibt also spannend.