Waldthurn geht beim Konjunkturpaket leer aus - Förderung von Maßnahmen trotzdem möglich

Waldthurn. Bürgermeister Josef Beimler und der größte Teil des Marktrates zeigten sich in der Sitzung Ende Mai 2009 sichtlich enttäuscht über die Nichtberücksichtigung des bei der Regierung der Oberpfalz vorgelegten Konzeptes zur energetischen Sanierung gemeindeeigener Liegenschaften. Das Konzept sei zwar in sich schlüssig und in Anbetracht der demographischen Entwicklung außerordentlich sinnvoll, die Maßnahme sei aber unter Hinweis auf die Förderrichtlinien vom Volumen her zu umfangreich. Trotzdem wurden andere Fördermöglichkeiten durch die Regierung aufgezeigt.

Nach einstimmigen Beschluss des Marktrates in seiner Sitzung im März 2009 wurde im Einvernehmen mit der Kirchenverwaltung und der Diözese in Regensburg angesichts der rückläufigen Anmeldungen für die Grundschule und den Kindergarten im vorgelegten Konzept, entwickelt von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit Architekt Rudolf Meißner, eine Zusammenlegung von Schule und Kindertagesstätte unter einem Dach befürwortet. Nach dem Prinzip "Kurze Wege für kurze Beine" könnten dadurch die beiden Einrichtungen voneinander profitieren. Die Schulkinder müssten zur Nachmittagsbetreuung nicht mehr täglich zum Kindergarten marschieren und die KiTa-Kinder könnten die Einrichtungen der Schule (z. B. Tunhalle, Schulküche mit gemeinsamer Einnahme des Mittagessen) nutzen. Darüber hinaus wird auch in pädagogischer Hinsicht eine engere Verzahlung der Vorschule im Kindergarten mit der Grundschule empfohlen.

Die Idee war nun, die leer stehenden Räume im Schulgebäude für die Betreuung der Vorschulkinder zu nutzen. Im Gegenzug könnte die Rathausverwaltung die frei werdenden Räume in der jetzigen Kindertagesstätte, die vor etwa 10 Jahren mit großem finanziellen Aufwand saniert und erweitert worden war, beziehen. Und um den Erhalt des renovierungsbedürftigen Lobkowitz-Schlosses, das derzeit als Pfarrheim genutzt wird, zu sichern, könnte das historisch bedeutsame Gebäude zum gemeinsamen Pfarr- und Gemeindezentrum entwickelt werden. Im Schloss könnte z. B. der Pfarrsaal auch als Sitzungssaal Verwendung finden. Natürlich darf die bisherige Nutzung als Pfarrheim nicht eingeschränkt werden. Das jetzige Rathaus, das energetisch und baulich nur mehr mit unverhältnismäßig hohem Aufwand saniert werden kann, wäre dann entbehrlich und würde der Spitzhacke zum Opfer fallen. Auf der frei werdenden Fläche in der Nähe der Pfarrkirche und des Friedhofes könnten Parkflächen entstehen.

Bildung, Betreuung und Erziehung von Vorschul- und Schulkindern unter einem Dach werden übrigens von der Bundesbildungsministerin Annette Schavan befürwortet ("interessanter Schritt zur Weiterentwicklung des Bildungssystems"). In einigen Bundesländern sind schon sogenannte Bildungshäuser nach den positiven Erfahrungen in Skandinavien im Entstehen.

Mit dem zukunftsweisenden Konzept würde auch den energetischen Herausforderungen Rechnung getragen. Nach Abriss des Rathauses wäre ein Gebäude weniger, das viel Energie braucht. Die jetzige Schule müsste allerdings energetisch erst noch auf Vordermann gebracht werden. Für die Kindertagesstätte am Pfarrheim dürften sich bei der angedachten Nutzungsänderung die energiesparende Maßnahmen in Grenzen halten.

In der Mai-Sitzung des Marktrates wurde nun das weitere Vorgehen beraten. Zunächst sollen über die aktuelle Entwicklung die kirchlichen Gremien informiert werden und zugleich hier nachgefragt werden, ob grundsätzlich weiterhin an einer gemeinsamen Lösung mitgewirkt wird. In einem weiteren kurzfristig anberaumten Gespräch bei der Regierung der Oberpfalz sollen die verschiedenen Möglichkeiten mit den jeweiligen Förderungen erörtert werden. Die Umsetzung eines Konzeptes hat sich dabei ganz eindeutig am Bedarf und an der Finanzierbarkeit zu orientieren. Die Modellrechnungen haben nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit auch die Unterhaltskosten zu berücksichtigen.

Vom Bürgermeister wurden in Abhängigkeit einer Beteiligung der zuständigen kirchlichen Gremien verschiedene Modellvarianten in die Diskussion gebracht:

1. bei Beteiligung der Kirche:

2. bei Nichtbeteiligung der Kirche:

Die Vor- und Nachteile der aufgezeigten Varianten und die finanziellen Aufwendungen einschließlich der Folgekosten müssen sicherlich noch intensiv diskutiert werden. Hierbei ist ein konstruktives Miteinander aller beteiligten Seiten notwendig. Bei der Suche nach Lösungen sollten einige Grundsätze immer beachtet werden:

Nach Aussagen der Schulbehörden wird am Bestand der gemeindlichen Grundschulen nicht gerüttelt. Daher muss die Marktgemeinde nach Lösungen suchen, die die zunehmenden Defizite in der Kindertagesstätte und in der Grundschule, hervorgerufen durch die fehlende Auslastung der Gebäude, reduziert. Am hohen pädagogischen Niveau sowohl in der Grundschule als auch in der Kindertagesstätte dürfen hierbei keine Abstriche gemacht werden.