"Zukunft ist Waldthurn"  - Lenkungsausschuss und Marktrat bei Dorferneuerungs-Seminar

Waldthurn/Paulsdorf. Der Landkreis Amberg-Sulzbach war am 6. und 7. März 2009 das Ziel des Marktrates und des Lenkungsausschusses, der mit verantwortlich für die Konzeptentwicklung der Dorferneuerung in Waldthurn ist. Im Landhotel Aschenbrenner in Paulsdorf (Gemeinde Freudenberg) vermittelten die Moderatoren Helmut Wartner und Dieter Drexl, Referenten der Schule für Dorf- und Landentwicklung Plankstetten, Vorgehensweisen und Ideen zur Umsetzung der Dorferneuerung in Waldthurn. Die Mitglieder beider Gremien waren bei dem zweitägigen Grundlagenseminar fast vollständig vertreten. In intensiven Gruppenarbeiten wurde zunächst der Ist-Zustand mit den Schwächen und Stärken Waldthurns herausgearbeitet, im weiteren Verlauf wurden schon erste Vorschläge für mögliche Maßnahmen formuliert.

Bürgermeister Josef Beimler sagte bei der Begrüßung, dass er an den beiden Tagen in erster Linie zuhören wolle, er sei gespannt auf die Meinungen der 26 anwesenden Mitglieder des Lenkungsausschusses und des Marktgemeinderates. Der Seminarauftakt am Freitagnachmittag war geprägt von den Diskussionen über die Stärken und Risiken in Waldthurn. Mit großer Sorge werde die demografische Entwicklung beobachtet. Rückläufige Einwohnerzahlen und sinkende Geburtenraten könnten sich auf die Eigenständigkeit der Marktgemeinde auswirken, weitere leer stehende Schulräume und ein reduziertes Betreuungsangebot in der Kindertagesstätte wären die Folge und und könnten die Einrichtungen in ihrem Bestand gefährden. Das "Wohnzimmer" Waldthurns, der Marktplatz, verfüge zwar noch über ein in sich geschlossenes Gebäudeensemble, leer stehende Häuser und sanierungsbedürftige Bausubstanz würden jedoch die gute Stube nicht gerade attraktiv erscheinen lassen. Ein großes Plus der Gemeinde seien unter anderen die schöne Landschaft an der Sonnenseite des Fahrenbergs, eine funktionierende Vereinsgemeinschaft, von der Bevölkerung gut angenommene Einrichtungen der Grundversorgung und das gute Miteinander der kirchlichen und weltlichen Gemeinde.

In den Arbeitsgruppen wurden einige Schwerpunktthemen intensiver behandelt. Was könnte junge Menschen und junge Familien bewegen, in Waldthurn zu bleiben oder nach Waldthurn zu ziehen? Wie soll auf die Überalterung der Bevölkerung reagiert werden? Was könnte die Attraktivität des Ortszentrums steigern? Die Präsentationen der Vorschläge auf diese und andere Fragen im Plenum lösten jeweils lebhafte Diskussionen aus. Nach einen gemeinsamen Abendessen wurden die angesprochenen Themen im intensiven Gedankenaustausch vertieft.

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Am zweiten Seminartag wurden nach kurzen Impulsvorträgen der Moderatoren und Beiträgen der Teilnehmer die Problemfelder "Ortskern in Waldthurn", "Wasser und Landschaft" sowie "Spielplätze und Lernumfeld" anhand von nachahmenswerten Beispielen unter die Lupe genommen. Breiteren Raum in der Diskussion nahm die vom Marktgemeinderat einstimmig beschlossene Konzeption zur künftigen Nutzung der Schule, der Kindertagesstätte und des Lobkowitz-Schlosses im Rahmen des Konjunkturpakets II ein. Die Marktgemeinde sei nach den Worten des Bürgermeisters von der Regierung aufgefordert worden, in Zusammenhang mit der energetischen Sanierung von öffentlichen Gebäuden ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Konzept vorzulegen, das vor allem die demografische Entwicklung berücksichtige. Auf Dauer könne sich niemand halb leer stehende Schul- und Kindergartengebäude gerade in energetischer Hinsicht leisten. Das Zusammenführen von Schule und Kindergarten unter einem Dach würde helfen, die Situation zu entspannen. Der Ausbau des jetzigen Kindergartens und des Pfarrheims im historischen Lobkowitz-Schloss zu einem Pfarr- und Gemeindezentrum würde die weitere Nutzung dieser Gebäude sichern. Das kaum noch sanierungsfähige Rathaus könnte dann abgerissen werden, dadurch könnten dringend benötigte Parkflächen in unmittelbarer Nähe des Ortszentrums geschaffen werden. Die Teilnehmerrunde begrüßte einhellig das vorgestellte Konzept, angemahnt wurde aber eine offensivere Information der Bevölkerung.

Baudirektor Willi Perzl vom Amt für Ländliche Entwicklung gab die Rahmendaten des Dorferneuerungsverfahren bekannt. Mit der Anordnung der Maßnahme könne bis zum Ende des laufenden Jahres gerechnet werden, erste Maßnahmen, auch im privaten Bereich, könnten somit im Jahre 2010 starten. Bis dahin müsse das Fördergebiet in Waldthurn festgelegt werden, neuere Wohngebäude vor allem in den Siedlungsgebieten würden nicht in den Genuss einer Förderung kommen. Bevor jedoch endgültige Entscheidungen getroffen würden, müsse durch die Planer in Zusammenarbeit mit dem Lenkungsausschuss ein tragfähiges Konzept vorgelegt werden. Private Investoren könnten mit einem Fördersatz von bis zu 30 % (maximal 30.000.- €) rechnen, unter bestimmten Voraussetzungen, z.B. im Bereich des Marktplatzes, der unter Ensembleschutz steht, sogar bis zu 60 % (maximal 60.000.- €).

Den Abschluss des zweitägigen Seminars bildete die Entwicklung von Leitbildern für die Bereiche "Landschaft", "Ortskern", "Grenzübergreifendes" und "Regenerative Energien". Zum Ende wurde noch ein Aktionsplan vereinbart, der die weitere Arbeit in den nächsten Wochen und Monaten festlegt. Vorgesehen ist z.B. eine Ortsbegehung in Waldthurn sowie die Veröffentlichung der bisherigen Ergebnisse auf der Homepage der Marktgemeinde Waldthurn. Bürgermeister Josef Beimler bedankte sich bei den Moderatoren für die professionelle Leitung, mit dem engagierten Teilnehmern wisse er die Dorferneuerung Waldthurn in guten Händen.