7. November 2014

Eine Kläranlage feiert Jubiläum – Pflanzenbeet in Albersrieth arbeitet seit 20 Jahren störungsfrei

Albersrieth. Die Pflanzenkläranlage in Albersrieth feiert Geburtstag, die Inbetriebnahme der vormals nicht unumstrittenen Einrichtung liegt zwischenzeitlich schon 20 Jahre zurück. Grund genug für die Bewohner von Albersrieth, zusammen mit Ehrengästen das Jubiläum gebührend zu feiern. Ungewöhnlich sei es schon, so der Vorsitzende des Dorfrats Dr. Johannes Weig bei der Begrüßung, eine Kläranlage zu feiern. Hinter dem Projekt stünden aber viele Menschen, die sich im Jahr 1994 mit 7.000 Einsatzstunden engagiert und motiviert eingebracht hätten.

„Allen Unkenrufen zum Trotz funktioniert unsere Pflanzenkläranlage seit zwei Jahrzehnten zuverlässig und kostengünstig“, berichtete der Vorsitzende im voll besetzten Dorftreff. Ein vertonter Film über die Arbeiten am Kanal und an der Kläranlage weckte im Anschluss an die Begrüßung zahlreiche Erinnerungen bei so manchen Dorfbewohner. Andreas Bodensteiner verdeutlichte mit Bildern und Zahlenmaterial den Werdegang und die Ausführung des einmaligen Projekts. Schon in den  achtziger Jahren habe das Wasserwirtschaftsamt auf eine verbesserte Reinigung der Abwässer im zweitgrößten Ort der Marktgemeinde Waldthurn gedrängt, in den ersten Planungen wäre eine teuere konventionelle Anlage favorisiert worden. Nur durch die Hartnäckigkeit der Dorfgemeinschaft mit Heinrich Weig an der Spitze wäre die vom Dorf gewünschte naturnahe und energiesparende Lösung im damaligen Marktrat mit nur einer Stimme Mehrheit zum Tragen gekommen. Nach Bewilligung der Fördergelder hätten die Kanalbauten und die großflächige Pflanzenkläranlage überwiegend mit Eigenleistungen von rund 60 Dorfbewohnern aller Alterstufen innerhalb eines Jahres fertig gestellt werden können. Die Einweihung der Anlage sei groß gefeiert worden, als Ehrengast hätte Marianne Deml, die damalige Staatssekretärin im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, den urdemokratischen Gemeinsinn in der Ortschaft herausgestellt. Aufgrund der vielen Eigenleistungen und des kostensparenden Konzepts hätte der Staat als Zuschussgeber rund 750.000 DM sparen können. Mit aktuellen 1,44 € pro cbm Abwasser könnte der Betrieb kostendeckend und beispiellos günstig gefahren werden. Kompetent und lebendig stellte Klärwärter Robert Stahl die Vorteile der Anlage und des Kanalnetzes, das zukunftsweisend als Trennsystem gebaut worden wäre, heraus. Sämtliche Abwässer in Albersrieth könnten über die Kanäle im energielosen Freispiegel den Pflanzenbeeten zugeführt werden. Lediglich zwei Anwesen müssten über ein Hebewerk entsorgt werden, wobei hier als Zeichen einer beachtenswerten Disziplin der Nutzer in den letzten 20 Jahren keine einzige Störung aufgelaufen sei. Der vor wenigen Jahren eingebaute automatische Rechen habe ihm vom Arbeitsaufwand und auch vom Arbeitsschutz her enorme Erleichterung und Sicherheit gebracht. In einigen Jahren stünde ein Austausch der Schilfpflanzen an, ansonsten laufe die Anlage fehlerfrei und wäre gut im Schuss. Das Rad der Geschichte drehten die Ehrengäste ein wenig zurück, als sie in den Grußworten ihre Eindrücke aus der aufregenden Bauphase vor 20 Jahren wiedergaben. Bauoberrat Dieter Bauer vom Wasserwirtschaftsamt erinnerte sich hierbei an die nicht immer konfliktfreien Diskussionen, herauszustellen wäre das vertrauensvolle Verhältnis mit der Marktgemeinde und dem Klärwärter. Dipl-Ingenieur Franz Fehnl war damals für die Planung und Ausführung der umfangreichen Kanalarbeiten zuständig, zusammen mit dem Planer der Kläranlage Dr. Gerhard Dafner lobte er den beispiellosen Einsatz der Dorfbevölkerung während der Bauphase. Heinrich Weig habe nach seinen Worten während der intensiven Bauzeit ein großartiger Gemeinschaftsgefühl gespürt: „Jeder Helfer hat sich nach seinen Möglichkeiten eingebracht, so als wäre es seine eigene Anlage“, so der damalige Dorfratsvorsitzende. Bürgermeister Josef Beimler zollte allen Beteiligten, die zum Gelingen des beispielgebenden Gemeinschaftswerks beigetragen hätten, größtes Lob. Besonders stellte er die vorbildliche Arbeit des Klärwärters heraus. In die gleiche Kerbe schlug zum  Abschluss des offiziellen Teils der Feierstunde Dr. Johannes Weig, der Robert Stahl mit einem kleinen Präsent für seine engagierte Arbeit dankte. Während des gemütlichen Beisammenseins ließ ein bunter Bilderrückblick die aufregende und intensive Kanalbauzeit nochmals Revue passieren.