Medienrummel um MdB Albert Rupprecht - "Kommunikationskonzept" aus dem Jahre 2002 aufgetaucht

Waldthurn. Dem Bundestagsabgeordneten Albert Rupprecht aus Albersrieth bläst kräftiger Wind ins Gesicht. Exklusiv hatte die Weidener Tageszeitung "Der Neue Tag" in seiner Ausgabe am 3. April 2009 ein Konzeptionspapier veröffentlicht, das der Presse über bisher nicht bekannt gewordene Kanäle zugespielt worden war (→zum Pressebericht). Das mit "Projekt 02/06" überschriebene Papier, für das der derzeitige CSU-Bezirksschatzmeister Benjamin Zeitler als Autor gezeichnet haben soll, enthält Überlegungen und Empfehlungen, wie das Ziel, Albert Rupprecht als Nachfolger von Georg Gierisch als CSU-Kandidat für das Direktmandat zur Bundestagswahl 2006 im Bundeswahlkreis Weiden zu platzieren, erreicht werden könne.

MdB Albert Rupprecht hat sich mittlerweile in den Medien bei allen entschuldigt, die in dem Strategiepapier genannt sind. Er habe es weder geschrieben noch inhaltlich gefüttert, noch abgesegnet, so Rupprecht im Redaktionsgespräch mit dem "Neuen Tag" einen Tag später nach der Veröffentlichung. Sein Fehler wäre es gewesen, dass er nach Einsicht in das Konzept nicht gesagt habe, dass es inakzeptabel und zu löschen sei. Der CSU-Kreisversitzende Simon Wittmann bezeichnete den Inhalt der Konzeption, die von Praktikanten, die in der CSU-Geschäftsstelle Weiden vor sieben Jahren für kurze Zeit eingesetzt waren, zu Papier gebracht worden sein soll, als sehr "stümperhaft". Neben Wittmann fordern auch weitere prominente CSU-Politiker eine vollständige Aufklärung.

Die jetzige heftige Kritik an Albert Rupprecht wäre durchaus verständlich, wenn der Abgeordnete tatsächlich das Papier als Grundlage für sein Streben nach einem politischen Mandat verinnerlicht und verwendet hätte, wie jetzt vielfach in Kommentaren unterstellt wird. Nach seinen klaren Aussagen habe er aber das Werk der Praktikanten nicht akzeptiert. Dass nun das Strategiekonzept viele Jahre später den Medien - vermutlich aus dem engsten politischen Umfeld des Abgeordneten - gezielt zugespielt wurde, ist der eigentliche Skandal. Die Veröffentlichung im "Neuen Tag" soll hierbei in keiner Weise kritisiert werden, dazu ist das Gut der Presse- und Meinungsfreiheit viel zu wichtig. Verwerflich ist aber das Handeln von sogenannten "politischen Freunden" oder "Weggefährten", die mit geschlossenen Visier nur darauf warten mit Leichen aus dem Keller andere ins offene Messer laufen zu lassen. Ob hier von einem "Selbstzerfleischungsprozess der CSU" gesprochen werden kann, wie der politische Gegner bissig bemerkte, bleibt dahin gestellt. Ellenbogen werden auch in der SPD und woanders eingesetzt. Die politischen Auseinandersetzungen in den Sachthemen und der Wettstreit zwischen den Kandidaten können durchaus hart sein, sie sollten dabei aber mit Anstand und Fairness geführt werden. Vielleicht mag die Forderung nach Anstand in der politischen Auseinandersetzung den beteiligten Akteuren als blauäugig erscheinen. Um der um sich breitenden Politikverdrossenheit etwas entgegenzusetzen, sollte jedoch das engagierte Bemühen um Lösungen der vielen Probleme im Fokus stehen. Dazu hilft eine ausgeklügelte  punktebewertete Medienpräsenz, wie in der Konzeptvorlage ausführlich dargestellt, herzlich wenig. Der Bürger (und Wähler) erwartet mit Recht zu aller erst ein entschlossenes und konstruktives Anpacken der ungelösten Probleme und kein sich gegenseitiges Durchleuchten und Vorknöpfen von Menschen.